Der Herr Karl -Theatertage ´12
Veranstaltungsort: Greißlerei Mory
Beginn: Sa., 04. Aug 2012 um 20 Uhr
Der Herr Karl -Theatertage ´12
Hermann Enzi
6 Vorstellungen: 4., 7., 8., 9., 10. August 2012
Der Herr Karl von Carl Merz und Helmut Qualtinger
Im Jahr 2010 wurde von der Kulturinitiative Bleiburg im Rahmen der ersten Bleiburger Theatertage die „Rede an den kleinen Mann“ von Wilhelm Reich im Sudhaus in Sorgendorf aufgeführt. Zwei Jahre später wird nun das gleiche Thema in anderer Form wieder aufgenommen, und zwar mit einer Rede vom kleinen Mann als Kärntner Version des Herrn Karl. Die Frage, die uns dabei besonders interessierte: Wie klingt dieser inzwischen klassische Text der österreichischen Nachkriegsliteratur aus dem Jahr 1961, wenn er aus dem Österreichisch-Wienerischen in die Kärntner Alltagssprache übertragen wird?
Als stimmungsvoller Spielort dient die ehemalige Greißlerei Mory im Zentrum von Bleiburg. Mit unserer Inszenierung unternehmen wir nicht den Versuch, den unerreichbaren Helmut Qualtinger zu kopieren, sondern eine eigenständige Form und Sprache zu finden, die dem Opportunismus nachspürt, den wir so gerne nur dem Wienerischen zuschreiben, aber bei genauem Hinhören wohl auch in unserem Alltag finden.
Im Nachwort zum Buch „Der Herr Karl“ schreibt Daniel Kehlmann (Auszug):
Der Herr Karl wurde zu einer Chiffre für eine Haltung, die sich stolz jeder politischen Wendung anschmiegt, ohne sich dabei opportunistisch zu fühlen. Aber es geht um mehr: Denn Karl passt sich nicht nur irgendwie an, der tut es willig und voll Freude. Es ist kein Volksstück, sondern ein Stück über das Volk, nicht bloß das Skript für ein mittlerweile klassisches Fernsehspiel, sondern ein Theaterstück, das auch von anderen und anderswo aufgeführt werden kann, soll und muss. Es entsteht eine Figur in der ganzen Fülle ihrer schrecklichen Leiblichkeit, ihrer gemütlichen Dämonie, ihrer selbstzufriedenen Brutalität, und man reibt sich die Augen und will nicht glauben, dass dies immer noch, Tag für Tag, Jahr um Jahr, Wahl um Wahl, wirklich wird und sich ereignet.
Erträglich wird dieser Befund nur durch den Witz und die funkelnde Brillanz des kleinen, großen Werkes, das den Schrecken zeigt und durch Beschreibung bannt; Auf dass niemand mehr sagen dürfe, er verstünde nicht, wie es möglich war.
Carl Merz, geboren 1906 in Kronstadt, gestorben 1979 in Wien, bedeutender Textdichter des literarischen Kabaretts nach 1945
Helmut Qualtinger, geboren 1928 in Wien, gestorben 1986 in Wien, gleichermaßen genial als Kabarettist, Schauspieler und Schriftsteller
Schauspiel und Gesang Hermann Enzi
Klavier und Gesang Paul Schwanzer
Regie und Licht Michael Stöckl
Künstlerische Beratung Maximilian Achatz
Lichtdesign Martin Motschnik
Souffleuse NN
Spielort Die ehemalige Greißlerei Mory in Bleiburg, Postgasse 13
Termine 4., 7., 8., 9., 10. und 11. August 2012, Beginn 20 Uhr
Liederliste: „Eine schöne, weiße Chrysantheme“ - M. Willy Rosen, T. Kurt Robitschek, 1928 / „Ich bin ein stiller Zecher“ - M. Hermann Leopoldi, T. Karl Pollach (Pseudonym ‚Salpeter’), 1937 / „Der Arrivierziger“ - M. und T. Gerhard Bronner, 1962 / „Krügerl vor’m G’sicht“ - M. und T. Gerhard Bronner, 1960 / „Schön is so a Ringelspiel“ - M. Hermann Leopoldi, T. Peter Herz, 1932 / „Der Herr Haslinger“ - M. und T. Ludwig Hirsch, 1978 / „Das ist Freiheit“ - M. und T. Josef Hader, 1997.