Draußen vor der Tür - Theatertage ´13

Veranstaltungsort: Sudhaus
Beginn: So., 04. Aug 2013 um 20 Uhr

Die Bleiburger Theatertage gehen heuer in ihr viertes Jahr. Auch diesmal war es uns wichtig, ein Programm mit Bezügen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen zu gestalten Dieser Herausforderung stellen wir uns vor allem mit unserer großen Eigenproduktion, an der elf DarstellerInnen, drei Musiker, sowie viele weitere Beteiligte hinter der Bühne aus dem Umfeld der Kulturinitiative Bleiburg mitwirken. Weiters präsentieren wir wieder mit großer Freude zwei Gastproduktionen: Zum einen eine Lesung von Peter Turrini, und zum anderen das freie Theaterkollektiv VADA aus Klagenfurt mit einem Stück aus Texten von Anton Tschechow.


Die Eröffnungsveranstaltung unserer Theatertage bildet die Lesung »Turrini liest Turrini«. Wenn die Chance besteht, einen Theatermann wie Peter Turrini, dessen Werke in der ganzen Welt gespielt werden, zu einer Lesung nach Bleiburg einzuladen, kann man getrost von Glück sprechen. Das besonders Reizvolle daran ist, dass die Lesung im Bleiburger Werner Berg Museum stattfindet, in dem 2013 eine Sonderausstellung über die Künstler aus Gugging, im Besonderen zu August Walla, gezeigt wird, mit dessen Texten und Briefen sich Turrini eingehend befasste.


Weil das Sudhaus in Sorgendorf allen Unkenrufen zum Trotz sich standhaft dem Verfall widersetzt, und weil es für das Stück »Draußen vor der Tür« kaum einen besseren Spielort geben kann, haben wir uns entschieden, hier die Geschichte einer Heimkehr in Szene zu setzen. Wolfgang Borcherts einziges Theaterstück, das er nach der Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft 1947 verfasste, löste heftige Publikumsreaktionen aus. Als Aufschrei einer stummen, verlorenen Generation wurde es ein Welterfolg.


Den dritten Beitrag zu den KIB-Theatertagen 2013 bildet das Stück »Ein Name mit Pferd«, eine Plotmontage aus Stücken, Erzählungen und Briefen des russischen Schriftstellers Anton Tschechow. Yulia Izmaylova und Felix Strasser, Mitbegründer des freien Theaterkollektivs VADA – des Vereins zur Anregung des dramatischen Appetits aus Klagenfurt - verstehen sich als Vertreter eines demokratischen Theaters, weshalb ihre Stücke nicht in schmucken Palazzi, sondern oft in Wirtshäusern und Privatwohnungen gezeigt werden. Sie betreiben unter anderen in Villach das Kremlhoftheater, das laut Guinness World Records™ kleinste Theater der Welt mit einer Zuschauerkapazität von maximal 8 Personen.


 


 


Im Rahmen der Bleiburger Theatertage loten wir stets neue und ungewöhnliche Spielräume aus. Neben dem Werner Berg Museum und dem Sudhaus in Sorgendorf haben wir heuer die Möglichkeit, das Stück »Ein Name mit Pferd« in einem ehemaligen Uhren- und Juweliergeschäft am Bleiburger Hauptplatz zu zeigen. Für die wohlwollende Bereitschaft zur Nutzung dieses Spielortes bedanken wir uns ganz herzlich bei Klaus Capellari.


 


Wir wünschen uns und Ihnen anregende Begegnungen bei den Bleiburger Theatertagen 2013.


 


Das Team der Kulturinitiative Bleiburg



Draußen vor der Tür


„Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will“



 


Weil das Sudhaus in Sorgendorf allen Unkenrufen zum Trotz sich standhaft dem Verfall widersetzt, und weil es für das Stück »Draußen vor der Tür« kaum einen besseren Spielort geben kann, haben wir uns entschieden, hier die Geschichte einer Heimkehr in Szene zu setzen. Wolfgang Borcherts einziges Theaterstück, das er nach der Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft verfasste, löste heftige Publikumsreaktionen aus. Als Aufschrei einer stummen, verlorenen Generation wurde es ein Welterfolg.


 


Die Entstehungszeit für Wolfgang Borcherts einziges Theaterstück wird mit Herbst 1946 angenommen, er schrieb es innerhalb von nur acht Tagen. Am 13. Februar 1947 wurde es erstmals als Hörspiel vom Nordwestdeutschen Rundfunk ausgestrahlt, am 21. November 1947 folgte die Uraufführung als Theaterstück in den Hamburger Kammerspielen. Im Zentrum der Handlung steht der Kriegsheimkehrer Beckmann mit seinen Versuchen, sich wieder ins Leben einzugliedern. Auf den Stationen seiner Suche nach einem Platz in der Gesellschaft richtet er Forderungen nach Moral und Verantwortung an verschiedene Personentypen, Gott und den Tod. Sowohl die Radioausstrahlung als auch die Bühnenpremiere wurden große Erfolge und machten den bis dahin unbekannten Borchert berühmt. Das Stück gilt als Aufschrei einer durch den Krieg verstummten Generation.


 


Mit zunehmendem Abstand zum historischen Hintergrund wurde auch der Bezug zum Existenzialismus hergestellt. Der amerikanische Germanist Karl S. Weimar stellte den Zusammenhang mit Jean-Paul Sartres Drama Geschlossene Gesellschaft her, in dem die drei Protagonisten in der Gesellschaft eingeschlossen bleiben, wogegen Beckmann von der Gesellschaft ausgeschlossen wird. In beiden Dramen leiden die Protagonisten an der zwischenmenschlichen Position zu ihren Mitmenschen und suchen diese zu verbessern. Die Ausgangssituation ist ein Zustand der Entfremdung, das Ziel eine authentischen Existenz.


 


 


Heinrich Böll über Wolfgang Borchert


 


„Borcherts Schrei galt den Toten, sein Zorn den Überlebenden, die sich mit der Patina geschichtlicher Wohlgefälligkeit umkleideten. Zwei Jahre nur blieben ihm zum Schreiben, und er schrieb in diesen beiden Jahren wie jemand, der im Wettlauf mit dem Tode schreibt. Borchert hatte keine Zeit, und er wusste es. Die Erzählungen allein schon meisterhafte Kurzgeschichten, kühl und knapp, kein Wort zu viel, keines zu wenig, machen Borchert zu einem Dichter, der unvergessen macht, was die Geschichte so gern vergisst: die Reibung, die der einzelne zu ertragen hat, indem er Geschichte macht und sie erlebt.“


 


Wolfgang Borchert, geboren am 20. Mai in 1921 in Hamburg, gestorben am 20. November 1947 in Basel. Nach einer Schauspielausbildung wurde er 1941 zum Kriegsdienst in die Wehrmacht eingezogen und musste am Angriff auf die Sowjetunion teilnehmen, wo er sich an der Front schwere Verwundungen und Infektionen zuzog. Mehrfach wurde er wegen Kritik am Regime des Nationalsozialismus und sogenannter Wehrkraftzersetzung verurteilt und inhaftiert. In der Nachkriegszeit litt Borchert unter den im Krieg zugezogenen Erkrankungen und seiner Leberschädigung. Nach kurzen Versuchen, erneut als Schauspieler und Kabarettist aktiv zu werden, blieb er ans Krankenbett gefesselt. Dort entstanden zwischen Januar 1946 und September 1947 zahlreiche Kurzgeschichten. Während eines Kuraufenthalts in der Schweiz starb er mit 26 Jahren einen Tag vor der Uraufführung von ‚Draußen vor der Tür‘.


                       


Termine                                 4., 7., 8., 9. und 11. August 2013, Beginn 20 Uhr


 


Spielort                                  Sudhaus der ehemaligen Brauerei Sorgendorf bei Bleiburg


 


 


Beckmann                             Reinhard Wulz


der Andere                            Klaus Tschaitschmann


der Fluss                               Christine Ottowitz


der Tod                                  Hermann Enzi


alter Mann, Gott                   Florian Kutej


Mädchen                               Johanna Hainz


der Einbeinige                       Christopher Visotschnig


der Oberst                             Philipp Hainz


die Frau des Oberst              Nada Breznik


Kabarettdirektorin                Mateja Kerbitz


Frau Kramer                         Iris Semprimoschnig


 


Regie                                     Michael Stöckl


 


Musik                                    Stefan Thaler - Kontrabass und musikalische Leitung


                                              Thomas Kail – Gitarre, Percussion und Klangeffekte


                                              Werner Potocnik - Saxophon


 


Bühnenbild u. Ausstattung   Simona Krajger


Schauspieltraining                Stephan Wapenhans


Technik und Licht                Martin Motschnik


Filmische Bearbeitungen      Josef Tomitz


Technische Aufbauten          Lukas Ottowitz, Jurij Opetnik


Souffleuse                             Rosi Zdravja


Organisation                          Maria Marschnig-Hober


 

Mit freundlicher Unterstützung durch:

 

Brauhaus Breznik
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