Martin Lubenov Orkestar
Veranstaltungsort: Brauhaus Breznik
Beginn: Mo., 13. Nov 2006 um 20 Uhr
MARTIN LUBENOV ORKESTAR
Martin Lubenov – Tastenakkordeon
Neno Iliev – Gesang
Zhivko Stoyanov – Klarinette
Ventislav Radev – Perkussion
Asen Radev – Trompete, Saxophon
Nikolai Antov - Gitarre
Stefan Thaler – Kontrabass
Martin Lubenov zählt mit seinen erst 29 Jahren zu den ganz Großen des Balkan-Akkordeons. Vergleichbar seinem berühmten Kollegen Petar Ralchev hat Martin Lubenov sehr früh zu einem eigenen Stil gefunden, der mit atemberaubender Virtuosität und spielerischer Eleganz balkanische Romamusik mit Schattierungen von Swing, Modern Jazz, Tango Nuevo, Salsa und Musette ansetzt und ihr damit die Ehre erweist, die Astor Piazzolla etwa dem Tango, Richard Galliano der Musette erwiesen haben. In seiner Wahlheimat Wien verfolgt er diesen Ansatz mit seinem unorthodoxen Balkanquartett Jazzta Prasta weiter. Vor zwei Jahren kehrte er mit lange vorbereiteten Kompositions- und Arrangementideen nach Sofia zurück, um sich dafür seine "Elitetruppe" zusammenzustellen.
Das Martin Lubenov Orkestar rekrutiert sich aus den berühmtesten Romamusikern der bulgarischen Szene, deren Renommée teilweise weit über die Romaszene hinausreicht. Der unverwechselbare Soul des Romaliedes hat vor allem durch nordspanische / südfranzösische Bands wie die Gypsy Kings Weltruhm erlangt. Beim Martin Lubenov Orkestar kippt er interessanterweise nie in Kitsch und Gefälligkeit –dafür sorgen schräge Arrangements, voll gepackt mit experimentellen Jazzlinien, fetten Bläsersätzen, die unprätentiös Salsa mit Balkanbrass vermählen, den verspielten Tango- und Gypsy-Swing-Zitaten Lubenovs sowie brillianten Gitarren- und Kontrabassbackings und –soli.
Durch Miteinbeziehung aller dieser Mittel kreiert M. Lubenov eine raffiniert leichtfüßige und dennoch schwermütige, jedenfalls sehr südliche Musik, die dem Hörer so manche Berührungsängste mit dem "fremden Balkan" nehmen kann.
Dank seines stil- und kontinentübergreifenden Wissens ist Martin Lubenov mit seinem Orkestar das Unmögliche gelungen: ein völlig neuartiges Hybrid, das Intellektuelle, Jazzer, World-Music-Afficionados wie Popfreaks gleichermaßen zu begeistern vermag.
Martin Lubenov zeichnet für alle Liedtexte, Kompositionen und Arrangements verantwortlich.
Martin Lubenov wurde 1976 in Sofia geboren. In seinem eigenwilligen Spiel kreuzen sich die schillerndsten Traditionen des Balkans: mazedonisch-bulgarische Volksmusik und die vor Lebendigkeit überberstende, ständig sich entwickelnde Musik der südbalkanischen Roma. Man ergänze diese musikalische Basis durch Jazz, Tango Nuevo, Pariser Musette, serbische, rumänische, griechische und türkische Musik, atemberaubende Virtuosität und ausgefallene Arrangements: That's Martin Lubenov.
Martin studierte klassische Musik und Jazz in Sofia und Wien. Seine Erdung im vibrierenden Boden balkanischer Hochzeitsmusik bewahrte ihn von vorneherein davor, ein "akademischer" Musiker zu werden. Und glücklicherweise ließ ihn seine musikalische Bildung schon früh über Populärmusik hinauswachsen, auf die sich viele Romamusiker am Balkan beschränken.
Vor vier Jahren zog es Martin Lubenov zum Studium nach Wien, wo er bald zum Verbindungsglied zwischen der Musik der jugoslawischen und mazedonischen Communities und der mitteleuropäischen Folk- und World-Music-Szene avancierte. Schnell sprach sich sein Talent herum, auf das unzählige Musiker und Bands zurückgriffen, darunter das Sandy Lopičić Orkestar. In Bulgarien war er zudem Instrumentalist und Arrangeur der Jony Iliev Band.
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Die Musiker
Lead-Sänger ist der 35-jährige blinde Romasänger Neno Iliev, der bereits mit 15 in Bulgarien die Charts stürmte und im Alter von 16 gemeinsam mit dem "Roma-Professor" Angelo Malikov eine richtungsweisende CD einspielte. Roumenovs Singstil wurde oft mit dem der südserbischen Romalegende Šaban Bajramović verglichen.
Der Ausnahmeklarinettist Zhivko Stoyanov entstammt einer alten bulgarischen Musikerdynastie. Sein Großvater ist niemand Geringerer als der in Bulgarien Kultstatus genießende Klarinettenspieler Nacheto, über seine Mutter hat er starke Verbindungen zur mazedonisch-albanischen Klarinettentradition. Zhivko Stoyanov bereichert das Orkestar auch mit dem Spiel der Tupan (große Rahmentrommel) und der Duduk (besonders weiches Schalmeinstrument).
Ebenfalls aus einer berühmten Musikerdynastie stammt Ventislav Radev, und auch er spielt die Tupan, aber auch Darbuka und Drums. Ventislavs Puls schlägt in den ungeraden Takten der südbalkanischen und orientalischen Romaperkussionsstile. Darüber hinaus ist der Universitätsabsolvent aber einer der besten Jazzdrummer Bulgariens, so wie sein Bruder Asen Radev unangefochten zu den bedeutendsten Trompetern und Saxophonisten des Landes zählt, sowohl in der vibrierenden Romatradition als auch im experimentellen Jazz.
Auch mit Nikolai Antov hat das „Orkestar“ einen Star der bulgarischen Szene in seinen Reihen. Kein Jazz-, Folk-, Klassik- oder Popmusiker dort, der nicht schon auf seine Fertigkeit an der akustischen und E-Gitarre zurückgegriffen hätte. Konzertreisen führten ihn bereits auf wichtige europäische Jazz-Festivals.
Stefan Thaler ist der einzige Österreicher der Band: Der in Österreich und den Niederlanden ausgebildete Kontrabassist ist gefragter Sideman, Komponist und Arrangeur für die verschiedensten Ensembles in beiden Ländern. Gewinner der Jazzpreise in Castelfidardo (Italien) mit Klaus Paiers Accordeon Project, des Jazzpreis Hilversum mit dem Caroline de Rooij Quartet und des Österreichischen Worldmusicpreises mit Martin Lubenov & Jazzta Prasta.